Nach El Chaltén fuhren wir mit dem Bus zurück nach El Calafate, das mittlerweile quasi zu unserer Basis in Patagonien geworden war. Goncas PhD war mit der Verteidigung in London leider noch nicht abgeschlossen und es waren noch einige Nacharbeiten zu erledigen. Wir verbrachten daher erstmals auf unserer Reise einige ruhige Tage am selben Ort. Dazu wären wir zwar gerne in Bariloche im Norden gewesen, aber da wir noch auf ein Paket aus der Schweiz warteten, das an ein Hotel in El Calafate adressiert war, mussten wir also dort bleiben.
Wir quartierten uns in einem gemütlichen Hotel ein, wo Gonca ihre Doktorarbeit finalisierte während Patrick in der Lobby ganze Bücher verschlang. Zu Goncas Glück und Patricks Pech, der sich zu beschäftigen versuchte, war das Wetter in dieser Woche regnerisch. Ein kleiner Trost war, dass es in Bariloche zu der Zeit genauso schlecht war. Aber letztlich war Patrick ganz zufrieden mit seiner Lektüre, da er jeden Abend begeistert von seinen neuen Erkenntnissen berichtete. Auch mit den vielen streunenden Hunden, die es in El Calafate wie auch in jeder Stadt Argentiniens und Chiles zuhauf gibt, hatte sich Patrick gut angefreundet :-).
In dieser Woche lernten wir fast die gesamte Gastro-Szene von El Calafate kennen, wir besuchten sozusagen die gesamten Top-10 Restaurants von Trip Advisor. Dazu gilt es zu sagen, dass El Calafate nicht gerade zu den Gourmet-Hauptstätten der Welt gehört. Trotzdem wurden wir fündig: Unser absoluter Favorit war das “La Zaina“, ein rustikales Restaurant im Landhaus Stil, in dem es das beste Pilz-Risotto des ganzen Landes gab, eine sehr willkommene Abwechslung zum argentinischen Steak und absolut empfehlenswert für alle El Calafate Reisenden! Selbstverständlich gab es für Patrick jeden Abend argentinischen Malbec in grosszügigen Copas. Die Kellner haben wohl jeweils gemerkt, dass Patrick vom Fach war und den Wein gut vertragen konnte ;-).
So vergingen die ruhigen Tage in El Calafate mit Schreiben, Lesen, Essen, Ping-Pong spielen und Spaziergängen zur idyllischen Laguna Nimez, einem kleinen Naturreservat mit vielen verschiedenen Vogelarten am Lago Argentina. Und ja, kurz vor der Abreise kam nach fünf Wochen sogar unser Paket aus der Schweiz an. Wir hatten schon nicht mehr damit gerechnet, nachdem wir täglich in der Aduana (Zoll) und auf der Post vorbeigeschaut bzw. alle genervt hatten. Besonders gut haben wir uns mit unserem deutschsprachigen Lieblingszollbeamten verstanden, der sich am liebsten keinen Finger krumm gemacht hätte und uns von Anfang an losgeworden wäre. Er verriet uns, dass er Nachfahre deutscher Einwanderer sei, was seine guten Deutschkenntnisse erklärte. Es blieb offen, ob seine Eltern nach Argentinien geflüchtete Nazis oder vielleicht sogar vom Nazi Regime geflohene Juden waren. Tatsächlich gibt es in Chile und Argentinien eine grosse deutsche Community, insbesondere in der Region um Puerto Varas, wo man in den kleinen Dörfchen viele „Kuchen-Läden“ antrifft und sogar ein Museum der deutschen Einwanderungsgeschichte besuchen könnte.
Nach so viel Ruhe konnten wir es kaum abwarten, wieder in den Bergen aktiv zu werden: Bariloche wir kommen!
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