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Parque Nacional Los Glaciares (South), Argentina

Ice, ice baby

Torres del Paine musste also noch etwas warten. Aber glücklicherweise ist es in Patagonien nicht schwer, das nächste Highlight zu finden. Für die Herkunft des Wortes Patagonien existieren übrigens unterschiedliche Theorien. Obwohl es keine Beweise dafür gibt, gehen mehrere Theorien davon aus, dass die im Vergleich zu den Spaniern grossgebauten Tehuelche, die grösste indigene Bevölkerungsgruppe Patagoniens, der Ursprung des Begriffs sind. Gemäss diesen Theorien bedeutet Patagonien etwa soviel wie “die mit den grossen Füssen“.


So kam es, dass wir nach dem Parque Nacional Pali Aike und einem kurzen Abstecher in den Süden nach Punta Arenas wieder auf die argentinische Seite Patagoniens wechselten, um endlich den langersehnten Perito Moreno Gletscher zu bestaunen. Die Popularität dieses Gletschers und seine relativ leichte Zugänglichkeit von El Calafate aus bedeuten aber auch Massentourismus. Um den Touristenströmen wenigstens halbwegs zu entkommen, sind wir erst am späten Nachmittag mit dem eigenen Mietauto in den Park gefahren. Der riesige Parkplatz war trotzdem noch immer voll mit Tour-Bussen und Autos. Retrospektiv kann man aber auch sagen “nur zu recht“, denn wir finden, dass jeder, der die Möglichkeit hat, sich diesen eindrücklichen Gletscher ansehen sollte. Patrick war so beeindruckt, dass er sogar später ein zweites Mal zum Gletscher fuhr, während Gonca in El Calafate arbeitete.


Schon am Parkplatz hörten wir das gewaltige Krachen des kalbenden Gletschers. Ausgerüstet mit Kamera und Regenschutz (wieder einmal zeigte sich Patagonien von seiner unberechenbaren Wetterseite) machten wir uns sofort über die gut präparierten Holzstege auf zum Gletscher, um das Spektakel aus nächster Nähe zu bestaunen. Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Dieser gigantische Gletscher, der an der höchsten Stelle rund 70 Meter über die Wasseroberfläche hinausragt, hat uns gleich gefesselt. Stundenlang schauten wir den riesigen ins Wasser krachenden Eismassen zu, es wurde fast zu einer sportlichen Herausforderung, diese im besten Moment mit der Kamera festzuhalten. Leider aber schienen die grossen Eismassen immer dann zu fallen, wenn wir die Kamera gerade kurz weggelegt hatten. Ja, in unserem endlosen Optimismus haben wir uns sogar vorgestellt, dass der ganze linke Teil des Gletschers in sich zusammenbrechen würde wie ein Kartenhaus. Tatsächlich ist es nämlich so, dass der Brazo Rico, ein Seitenarm des Lago Argentino, durch den vorschiebenden Perito Moreno Gletscher vom Hauptsee abgetrennt wird. In der Folge steigt der Wasserspiegel in diesem abgetrennten Seeteil mehrere Meter an, wodurch ein immer grösser werdender Druck auf die Gletscherzunge entsteht, welche den Seen in zwei Teile trennt. Alle paar Jahre wird der Druck derart hoch, dass der Gletscher den Wassermassen nicht mehr standhalten kann und in sich zusammenbricht. Danach beginnt das ganze Spektakel von neuem. Leider schien der Druck an diesem Tag noch nicht genügend hoch zu sein.


Als dann der Regen gegen Abend nur so runterprasselte, leerten sich die Zuschauerstege und wir waren bald die einzigen, die weiterhin den Gletscher bestaunten. Das lange Ausharren hat sich aber ausbezahlt, denn kurze Zeit später wurde der Perito Moreno Gletscher von der Abendsonne beschienen. Nach “getaner Arbeit“ machten wir uns spät am Abend durchgenässt aber zufrieden auf den Weg zum Lago Roca, wo wir unser Nachtlager aufschlugen. Ein ganz besonderes Erlebnis, da es unsere erste Nacht im neuen Zelt war – jenem Zelt, dessen Kauf fast ein PhD-Studium an Recherche vorausgegangen war in Zürich. Trotz der Kälte und dem Regen haben wir sehr gut geschlafen. Der Zeltplatz am Lago Roca war ein so wunderschönes idyllisches Örtchen, dass wir sogar zwei Nächte dort verweilt sind und die Tage am See mit Lesen und Fotografieren verbrachten. Die Abende verbrachten wir mit unseren netten neuen argentinischen und chilenischen Bekanntschaften, die uns gleich an ihrer “Parilla“, dem argentinischen Grill, teilnehmen liessen. Zum Glück muss man sagen, denn alleine hätten wir wohl lange gehabt, bis eine anständige Glut entstanden wäre. Wir haben es genossen, das erste Mal zwei Nächte an einem Ort zu verbringen, ohne gleich dem nächsten Highlight hinterherzujagen.


Glaciar Perito Moreno



Lago Roca




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