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Parque Nacional Perito Moreno, Argentina

Wo sind nur alle?

Vom Perito Moreno Gletscher ging es dann weiter in den Parque Nacional Perito Moreno. Dieser ist nicht zu verwechseln mit dem ca. 500 Kilometer entfernt gelegenen Nationalpark mit dem gleichnamigen Gletscher, wo wir eben herkamen. Herr Perito Moreno war nämlich ein berühmter argentinischer Naturforscher und später auch Politiker, so dass der Name in Argentinien omnipräsent ist. Es gibt einen Perito Moreno Gletscher, Berg, Fluss, Nationalpark, Dörfer, Strassen... eben alles was man sich so vorstellen kann in der Landschaft. Doch während der namensgleiche Gletscher nicht populärer sein könnte, fristet dieser Nationalpark ein einsames Dasein: Der Park verzeichnet jährlich nur rund 1‘200 Besucher. Schon allein die Fahrt zum Nationalpark war ein Erlebnis. Wie wir das schon gewohnt waren von Patagonien, war es eine „Ripio-Piste“, d.h. eine grobe Schotterstrasse, die in den Park führte. Je länger wir auf den Schotterwegen fuhren, desto sicherer fühlten wir uns und die Tachonadel ging immer höher. Einzig die Steine, die regelmässig so hart am Unterboden aufschlugen, dass wir dachten, sie hätten das Auto gerade durchlöchert, irritierten uns anfangs noch. Während der mehrstündigen Fahrt zum Park sind wir keinem einzigen anderen Auto begegnet, und das in der Hochsaison. Dafür haben wir aber zuhauf Guanacos, Ñandús und Feldhasen gesehen. Guanacos sind ähnlich wie Llamas, man sieht sie in Schaaren in Patagonien und sie haben die Eigenart, Menschen gerne anzustarren. Ñandús, straussenähnliche Laufvögel, hingegen könnten nicht menschenscheuer sein. Die haben wir immer nur kurz gesichtet und eigentlich nur von hinten, weil sie beim Auftauchen von allem, was kein Ñandú ist, wie von der Tarantel gestochen das Weite suchen. Ja, wir hatten sogar das Glück, ein Armadillo, ein Gürteltier, auf dem Weg zu sichten. Putzig wie das kleine Tierchen auf Futtersuche umherirrte und sich von uns nicht stören liess.


Im Park angekommen haben wir nur zwei weitere Autos auf dem Parkplatz angetroffen. Wo sich deren Insassen herumtrieben können wir nicht sagen. Bei der Wanderung im Park ist uns jedenfalls keine Menschenseele über den Weg gelaufen. Nach der Anmeldung in der Ranger-Station brachen wir auf, um den Cerro León zu besteigen, eine ca. dreistündige Gipfelwanderung. Aber schon gleich am Anfang müssen wir eine falsche Route eingeschlagen haben, denn mit Schildern war der Park nur grenzwertig bestückt und so etwas wie Wanderwege gab es auch nicht. Wir bahnten unseren Weg durch Wald und Wiesen und mussten mühsam den Weg durch einen Sumpf suchen, um nicht knietief im Wasser stecken zu bleiben. Kaum hatten wir etwas an Höhe gewonnen, konnten wir von oben erkennen, wie sich das Wasser mäandrierend seinen Weg durch die grosse Ebene suchte und entlang seines Weges ein schönes, lebendiges Grün hinterliess. Rundherum war die Vegetation steppenartig karg und trocken.


Die Wolken waren wie gezeichnet vom patagonischen Wind. Wir erreichten einen Gipfel, genossen die einzigartigen Aussichten über die in verschiedensten Blautönen schimmernden Seen und hielten eifrig Ausschau nach den Kondoren, die hier leben und angeblich öfters gesichtet werden. Wir hatten heute aber kein Glück. Als wir dann mit Mühe die steilen, von Lenga-Bäumen bewachsenen Hänge runterkletterten, wurde uns klar, dass dies kein offizieller Wanderweg sein konnte. Tatsächlich haben wir uns vom Park-Ranger später erklären lassen, dass der Cerro León der Gipfel weiter links war – unser Gipfel hatte keinen Namen. Uns war es egal, wir haben diese einsame Wanderung auf unseren namenlosen Gipfel mit den herrlichen Aussichten sehr genossen und sind nach der üblichen Pasta-Mahlzeit (unser Camping-Gericht Nummer 1) am wilden Lago Burgmeister müde in unser Zelt gekrochen. Der Zeltplatz war eigentlich keiner: Wir schlugen unser Zelt inmitten eines dichten Lenga-Waldes auf, der uns und das Zelt etwas vom orkanartigen Wind schützte. Den Platz haben wir mit einer gefühlten Million Raupen geteilt. Einige von ihnen verschleppten wir sogar eingepfercht im Zelt nach Chile, trotz der strengen Grenzkontrollen, wie wir später bemerken sollten...





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