Die Carretera Austral hinter uns gelassen fuhren wir in immer dünner besiedelte Seitentäler, um Futaleufú zu erreichen. In diesem kleinen, charmanten Dörfchen nahe der argentinischen Grenze stand vor allem eine Aktivität im Zentrum: River Rafting. Die wunderschön grün-blauen Flüsse Río Espolon und Río Futaleufú waren mit ihren starken Strömungen und dem Wasserreichtum wie geschaffen für wilde Flussabfahrten und sind daher ein internationales Mekka für Kajak- und Rafting-Fans. Selbstverständlich wollten wir uns diesen Spass auch nicht entgehen lassen und buchten uns eine Tour. Schnell haben wir das Rafting A-B-C in einem ruhigen Flussabschnitt geübt, welches auch die Simulation eines Sturzes ins kalte Wasser mit anschliessender Rettung beinhaltete. Und schon befanden wir uns unter dem Kommando unseres sympathischen Rafting Guides auf dem reissenden Fluss. Tatsächlich wurde es schnell wild und wir sind über mehrere Meter hohe Stromschnellen katapultiert worden. Patrick, der in der ersten Reihe paddelte, in der Reihe der "starken" Männer ;-), hat es wohl noch stärker zu spüren bekommen, wenn die Wassermassen an und ins Boot peitschten. Wenn es nicht so kalt geworden wäre, hätten wir noch ewig weiterpaddeln können, soviel Spass hat uns die Fahrt gemacht. Durchnässt und tiefgefroren kamen wir wieder im kleinen Städtchen an und machten uns auf die schwierige Suche nach einem am Sonntagabend geöffneten Restaurant. Dabei haben wir eine tolle Entdeckung gemacht in diesem kleinen Dorf: in einem Restaurant fanden wir Platz am warmen Ofen und es hiess, dass es heute ein Degustationsmenu gab. Wir genossen unseren romantischen Abend mit einem feinen 7-Gang-Gourmetdinner, das für patagonische Verhältnisse sogar noch sehr günstig war.
In unserem Hostel machten wir eine interessante Bekanntschaft mit dem Baumpflanzer Daniel, der drei Monate im Jahr Tausende von Bäumen pflanzt, um den Rest des Jahres zu reisen. Wusstet ihr, dass es in Kanada tausende Quadratkilometer Land gibt, auf dem Bäume gepflanzt, mehrere Jahre herangezogen und schliesslich gefällt werden, um dann als Klopapier zu enden? Ab heute werden wir sparsamer sein.
Schon mussten wir uns wieder auf den Rückweg aus diesem Seitental machen. Die Carretera Austral zwischen der Abzweigung nach Futaleufú und Coyhaique mussten wir also auslassen bzw. auf ein andermal aufsparen. Auf der Rückreise legten wir noch einen Halt am wunderschönen Lago Yelcho ein, wo wir den Tag mit Kajaken auf dem idyllischen See verbrachten. Wir waren wieder einmal die einzigen Menschen weit und breit und genossen ein gutes Kontrastprogramm zum wilden Rafting vom Vortag. Erst als die Sonne hinter den Gletschern verschwand, verzogen wir uns in unsere kleine, feine Cabaña, wo Patrick deutlich Mühe hatte, den Ofen anzufeuern und es schliesslich aufgab. Es lag wohl am nassen Holz :-). Am nächsten Morgen nahmen wir von Chaitén aus die fünfstündige Fähre nach Quellón im Süden der Insel Chiloé in Angriff. Dieser Streckenwahl waren intensive Abklärungen vorausgegangen, weil wir mittels der Fähren, die wir auf dem Hinweg genommen hatten, nicht rechtzeitig zurück gewesen wären in Puerto Montt und die Fähren generell sehr unregelmässig, d.h. nur alle paar Tage, fahren.
Quer über die ganze Insel Chiloé fuhren wir zurück nach Puerto Montt, diesmal auf der Panamericana. In Castro legten wir eine Pause ein, um uns die berühmten Palafitos, die Stelzenhäuser, sowie eine der auf Chiloé zahlreich vorhandenen, von der UNESCO geschützten und zur Gänze aus Holz erbauten Kirchen anzusehen. Viel spannender als die Kirche war aber die Entdeckung des Mote con Huesillo, einem zimtigen Erfrischungsgetränk, einer Art Kompott mit getrockneten Pfirsichen und Kochgerste.
Immer wieder fuhren wir auf der Carretera Austral auf Streckenabschnitten, die gerade asphaltiert wurden. Wir hoffen, dass es noch lange gehen wird, bis alles geteert ist, womit die Strecke seine Attraktivität verlieren würde. Wir haben viel gesehen auf der Carretera Austral und insgesamt in Patagonien. Doch selbst bei fünf Monaten Reisezeit müssen wir uns immer wieder zwingen, gewisse Dinge auszulassen, um Neues zu erleben. So nahm unser Patagonien Abenteuer langsam ein Ende, als wir das Flugzeug nach Santiago bestiegen.
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