Zwei Tage nach dem Diebstahl waren wir wieder mit dem absolut Nötigsten ausgerüstet und bereit, die Reise fortzusetzen und machten uns mit dem neuen Bus auf zur Laguna Cejar, die eigentlich aus drei kleinen Lagunen besteht. Unser neuer Bus mit dem Namen „Wild“ fiel diesmal übrigens in die Kategorie pubertär/infantil: Hinten prangte der Spruch “Ir al McDonald's para tomar una ensalada es como ir a un topless por un abrazo“ und auf die Seiten waren eine riesige Schlange und eine Tarantel gesprayt.
Die Parks rund um San Pedro werden vielfach von der indigenen Bevölkerung betrieben und geschützt, so dass meistens nur kleine Bereiche betreten werden dürfen, um Fauna und Flora zu schützen. Eine Ausnahme ist die Laguna Cejar, in welcher gebadet werden darf. Bei einem Salzgehalt von über 40% kann man darin locker ein Nickerchen machen, Ertrinken ist kaum möglich, schwimmen allerdings auch nicht bei soviel Auftrieb. Etwas irritiert waren wir zuerst durch die vielen kleinen Würmchen und Insekten im Wasser, wir haben im weiteren Verlauf der Reise aber nichts davon gemerkt :-). Als kurz nach sieben die Sonne unterging, spiegelte sich das 5‘000 bis 6‘000 Meter hohe Vulkangebirge rund um San Pedro im salzigen Wasser herrlich. Wir nahmen eine kalte Dusche und fuhren mit unserem Bus zum einzigen Baum weit und breit, einem idealen Platz, um zu kochen und die Nacht zu verbringen. Nach dem Vorfall der letzten Tage verbrachten wir eine erstaunlich ruhige erste Nacht im Bus.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach einem ausgiebigen Frühstuck, selbstverständlich mit den geliebten alfajores, in den Süden, um uns ca. 200 Kilometer südlich von San Pedro die Piedras Rojas anzusehen. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Abstecher zu den Lagunas Miscanti und Miñiques, ein Refugium für Flamingos und anderes Gefiedertier. Die beiden Lagunen liegen knapp 4‘200 Meter über Meer. Unser Wicked-Bus hatte wieder arg mit der Höhe zu kämpfen und oft ging es nur im ersten Gang vorwärts. Als wir schliesslich bei den Piedras Rojas ankamen, waren wir überwältigt von den unglaublichen Gesteinsformationen und deren verschiedenen Farben und Formen. Wir können sagen, die bisher schönste Landschaft dieser Reise und wir waren ganz alleine. Entweder fahren die Touren den Ort zu einer anderen Zeit an oder er ist für die meisten eben doch zu weit weg von San Pedro. Als die Sonne unterging, machten wir uns auf den über zweistündigen Rückweg nach San Pedro und schliefen im Bus vor der Einfahrt von Gustavo.
Am folgenden Tag sind wir früh morgens gestartet, um beim Sonnenaufgang die Geysers del Tatio zu bestaunen, auch das wieder ein Ausflug auf über 4‘000 Meter. Wir fanden die Geysire spannend, aber nicht, dass man dafür extra zum Sonnenaufgang vor Ort sein muss. Als sich die vielen Touren gegen 9 Uhr auf den Rückweg machten, wurde es ruhiger. Retrospektiv wäre dies wohl der richtige Zeitpunkt für den Besuch gewesen. Waren wir auf der Hinfahrt noch in völliger Dunkelheit unterwegs, so offenbarte sich auf der Rückfahrt die ganze Schönheit der Landschaft. Wir fuhren vorbei an imposanten Gebirgsformationen, durchquerten Täler mit gigantischen Kakteen und trafen an den Wasserstellen auf viele Vögel und andere Tiere, allen voran den eleganten Vicuñas.
Für die letzte Nacht parkten wir unseren Bus zuoberst auf einem steinigen Hügel über San Pedro mit bester Aussicht auf die Stadt auf der einen und das Valle de la Muerte auf der anderen Seite. Nach dem Diebstahl der ersten Nacht waren wir zwar immer noch ein wenig angespannt, dachten aber, dass dieser Platz sicher war, wo wir doch ganz alleine waren. Wir schliefen sehr gut, bis wir knapp nach fünf Uhr früh aus dem Schlaf gerissen wurden. Das Auto wurde während sicher 30 Sekunden durchgerüttelt, wie wenn jemand von aussen Hand anlegen würde. Wir prüften die Umgebung, sahen aber niemanden und hatten folglich auch keine Erklärung. Den Wind konnten wir auf jeden Fall ausschliessen, das hätten wir beim leicht offenen Fenster gehört. Wir waren dann froh, als uns der liebe Urs ein paar Tage später fragte, ob wir das Erdbeben der Stärke 6.2 in der Gegend um San Pedro gut überstanden hätten. Diese Erklärung für den Ruckler war uns zwar noch in der Nacht in den Sinn gekommen, wir hielten dies aber für unwahrscheinlich.
Am folgenden Tag machten wir uns auf in Richtung Purmamarca in Argentinien. Auf dem Weg dorthin fuhren wir mit dem Bus rund 100 Kilometer durch eine Steinwüste zur Salar de Tara, einer wunderschönen Lagune. Obwohl uns abgeraten wurde, selber dort hinzufahren, insb. ohne 4x4, wagten wir es dennoch. Zur Sicherheit machten wir aber auf dem Weg regelmässig print screens von Google maps um den Rückweg auch sicher wieder zu finden. Am Ende hat alles gut geklappt und wir haben beim etwa zehnten Anlauf mit unserem Wicked-Bus sogar einen steilen Schotterberg oberhalb der Salar de Tara bezwungen. Danach überquerten wir nahe der bolivianischen Grenze den Paso de Jama auf knapp 4‘000 Metern und kehrten nach rund einem Monat in Chile zurück nach Argentinien, wo wir vorbei an den Salinas Grandes am Abend im kleinen Dörfchen Purmamarca eintrafen.
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