Als wir kurz vor dem Sonnenuntergang auf San Pedro zusteuerten, machten wir uns direkt auf zum Mirador des Valle de la Luna, von wo aus sich zum Sonnenuntergang ein ganz besonderes Spektakel bieten soll. Dieses eindrückliche Tal befindet sich gleich am Rande von San Pedro und verdankt seinen Namen der mondähnlichen Landschaft. Tatsächlich fanden wir die bizarre Landschaft in diesem Licht eine der schönsten Aussichten in der ganzen Atacama-Wüste. Leider ist der einfach zu erreichende Mirador aber derart beliebt, dass der Ort einem Volksauflauf glich. Besser wurde es dann, als die Sonne ganz verschwunden war. Im Nu zogen alle von dannen und wir hatten den Mirador ganz für uns. Das hatte die Stunde des Fotografen Patrick geschlagen und lange wurden alle möglichen Langzeitbelichtungen vorgenommen, selbstverständlich nicht ohne die tatkräftige Unterstützung seiner Assistentin Gonca :-).
So kamen wir im Dunkeln in San Pedro de Atacama an, einer Oase auf knapp 2‘500 Metern und 6‘000 Einwohnern. Uns fielen sogleich die Lehmmauern, welche alle Häuser umgaben und die schlechte Beleuchtung der Stadt auf. Hungrig und nach fast einer Woche im Bus entschieden wir uns, uns in San Pedro für einmal ein Hotelzimmer zu gönnen. Doch für die Buchung brauchten wir erstmal Wi-Fi. Wir parkten unseren Bus mitten in der Stadt auf dem offiziellen Parkplatz und gingen etwas essen und wollten gleichzeitig ein Hostel ausfindig machen.
Als wir nach knapp 90 Minuten zu unserem Bus zurückkehrten, traf uns fast der Schlag. Bereits beim Versuch die Fahrertür aufzuschliessen merkten wir, dass etwas nicht stimmte. Denn der Schlüssel liess sich nicht umdrehen im Schloss und die Türe war bereits offen. Ein Blick ins Innere des Buses zeigte, dass dieser komplett ausgeräumt war. Die Diebe hatten auf dem offiziellen und belebten Parkplatz die Fahrertüre aufgebrochen und im Innern des Buses dann praktisch unsere gesamte Ausrüstung in die drei grossen Rucksäcke gefüllt und sich damit aus dem Staub gemacht. Wanderschuhe, Regen- und Windjacken, Klettersachen, Stativ, unsere Linsen... ja sogar die dreckigen Socken, einfach alles fehlte. So standen wir „erleichtert“ in der Atacama-Wüste mit gerade einmal der Kleidung, die wir am Leib trugen. Ja, wir waren nun officially ultra-light travellers!
Wir fassten uns aber schnell, zumindest Patrick, während Gonca noch mit den Tränen kämpfte (der herbe Verlust ihrer geliebten Wanderschuhe schmerzte...) und erkannten unser Glück im Unglück. Wir hatten alle Ausweise, Kreditkarten und die grosse Kamera bei uns gehabt, als das Auto aufgebrochen wurde. Und sogar den Laptop hatten wir mit, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war.
Nach zwei Stunden der Tatbestandsaufnahme mit einer Armada von Polizisten war der Polizeibericht in dem nur 100 Meter vom Tatort entfernten Polizeiposten erstellt. Bis wir diesen dann auch erhielten, verging aber noch viel Zeit... Wir machten uns gegen Mitternacht auf zu unserem Hostel, wo wir bereits erwartet wurden. Gustavo, ein Bolivianer, der das Hotel mit seiner Frau führt, machte uns wieder Mut und gab uns einige Tipps, wo wir uns am nächsten Tag das Nötigste besorgen konnten. Ihr könnt euch vorstellen, dass das kleine Örtchen San Pedro nicht gerade ein idealer Ort ist, um sich neu einzukleiden und auszurüsten, ausser natürlich man ist ein grosser Fan von aus Llamawolle hergestellten Handarbeiten ;-). Die nächsten beiden Tage verbrachten wir also mit Einkaufen, der Organisation eines neuen Buses und der Koordination mit der Versicherung. Glücklicherweise hatten Wicked Campers Southamerica neben Santiago auch in San Pedro eine Zentrale und alles liess sich relativ einfach regeln.
Wir haben uns auf unserer Reise bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich stets sicher gefühlt. Komisch eigentlich, denn angeblich galt dieser Parkplatz auch als sehr sicher. Nicht umsonst schlafen dort so viele andere Reisende in ihren Bussen oder Wohnmobilen. Gemäss Polizei kommt so ein Ereignis auch sehr selten vor in San Pedro. So waren wir wohl einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Bedenkenlos würden wir die Reise in diese beiden Länder jederzeit wieder machen und weiterempfehlen!
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